Konzert. Die Kulturmüller von Bischheim hatten am Sonntag zu einer Nacht des Rockes in historische Gemäuer eingeladen.
Nicht nur in ihrem samtenen Gewand und mit knallroten Lippen war Jo Gerbeth am Sonnabend in der Kulturmühle Bischheim eine Augenweide. Mit Geschichten über Pantoffelhelden, eifersüchtige Liebhaber, zarte Weiblein, tückische Weiber und brünstige Männer erhitzte sie wahrlich die Gemüter des Publikums. Foto: Anne Hasselbach
Dass es die Kulturmüller Christian Schydlo und Jens Reuter schon seit gut zwei Jahren verstehen, gutklassige kulturelle Abende der „kleinen Bühne“ zu organisieren, hat sich für Kulturinteressierte schon längst über die Grenzen des Westlausitzkreises hinaus herumgesprochen. So war auch die Freitagabendveranstaltung für alle Beteiligte ein voller Erfolg.
Diesmal stand die Kulturmühle ganz im Zeichen alter Rockklassiker. Wenn dann noch mit Thomas und Micha Müller zwei profilierte Musiker der näheren Umgebung verpflichtet werden, ist eine völlig voll besetzte Kulturmühle nur die logische Schussfolgerung. Denn beide gehören der Band „Rocket“ an. In den ersten beiden Teilen hörte man Oldies und Rock-Klassiker der sechziger bis neunziger Jahre. Da fühlte sich das zum größten Teil reifere Publikum stark an die eigene Jugend erinnert.
Frontmann mit toller Stimme
Bei Frontmann und Liedsänger Micha Müller ist vom „Älter-werden“ überhaupt nichts zu spüren. Wie der 41-Jährige ehemalige Welthits von Bon Jovi, Flade oder Queen gesanglich und instrumental auf der Gitarre wiedergab, war äußerst bemerkenswert. Vor allem in der stimmlichen Interpretation der einzelnen Superhits beeindruckte und überraschte Micha Müller sein Publikum. Fast spielerisch schien er je nach Charakter des entsprechenden Titels die Tonlagen von kratzigen Basstönen bis hinauf zur Kopfstimme zu beherrschen. Trotzdem blieb er locker genug, um die Songs glaubwürdig rüberzubringen. Den Gesichtszügen des Sängers entsprechend, kam jedes Lächeln der unterschiedlichsten Liedbeiträge beim froh gelaunten Publikum bestens an, was Beifall, Kopfnicken und bejahende Zwischentöne bewiesen. Wenn Micha Müller mit seiner Gitarre, Mundharmonika und vor allem ausdrucksstarker Stimme voll los legte, schien er sich in eine andere Welt hineinzukatapultieren.
Natürlich gebührt auch Thomas Müller am Keyboard und dem Dresdner Saxophonisten Thomas Petz ein großes Kompliment. Was sie instrumental ohne große Vorprobe hinlegten, war Livemusik vom Feinsten. „Für mich ist das Musizieren mit Micha Müller ein positiver Auftakt, dem weitere Muggen folgen könnten“, schätzte Thomas Petz sachlich ein. .
Ebenso äußerten sich Leute aus dem Publikum. So die beiden Freundinnen Sylvana Pletschke und Roswita Riedel aus dem Haselbachtal: „Wir kennen die beiden Musiker schon viele Jahre, und finden solche Abende einfach genial“. Ein anderer Gast aus Dresden, Ralf Schykowski, meinte: „Da kommen positive Erinnerungen an die eigene Jugend auf!“
Das richtige Erfolgsrezept
So ging eine sehr entspannte und von Künstlern und Zuhörern beiderseitig aufgelockerte Rocknacht zu Ende. Die beiden Kulturmüller schwärmten jedenfalls im Nachhinein: „Das war musikalisch ein absolutes Highlight. So haben sich unsere Bemühungen auch diesmal wieder voll gelohnt“. Ein Erfolgsrezept zwischen freundlicher, guter Gastronomie in Verbindung mit anspruchsvoller Kleinkunst scheint somit ein Kassenschlager zu sein, der sich weiterhin großer Beliebtheit erfreut.