Von Valeria Heintges
In Bischheim öffnet am Wochenende die Kulturmühle Seine literarischen Vorgänger geben Hubert Jäger wenig Hoffnung. „Die Müller‘, sagt er, „sind eigentlich immer mit dem Teufel im Bunde, bescheißen den kleinen Mann und verhökern dessen Tochter.“ Hubert Jäger hat mit seiner Mühle ganz andere Dinge vor: Er lockt Künstler und Kulturinteressierte ins Westlausitzer Hügelland.
Dort, zwischen wogenden Feldern und runden Obstbäumen steht die Bischheimer Mühle, die Hubert Jäger in sechs langen Jahren gekauft und liebevoll saniert hat. Weil Jäger, der sich als Architekt auf die Sanierung von Denkmälern spezialisiert hat, die Mühle von Anfang an öffentlich nutzen wollte, schlug er seinen Mitbewerber aus dem Feld — und war fortan um eine einsturzgefährdete Ruine und viele Probleme reicher.
Arbeit gab es genug: Im halbrunden Dach gähnte ein riesiges Loch, der Keller war von Schutt verfüllt. Die Mühle, 1865 erbaut, diente schon seit 1920 als Jugendherberge für die Dresdner Wandervögel. Später wohnten hier Arbeiter der nahegelegenen Steinbrüche. Als 1948 der Blitz ins Dach einschlug, verfiel das Gebäude immer mehr. „Der Ort“, sagt Jäger, „war nur noch was für mutigere Kinder.“ Vier Jahre lang hatJäger das Haus saniert.
Jetzt sitzt die Mühle mit ihren schwarzen Steinen und den 35 rot gerahmten Fenstern mitten im Landschaftsschutzgebiet – und wartet auf Zuschauer und Gäste. Innen gemütliche Holzmöbel auf groben Holzdielen, dunkle Balken tragen eine halbrunde Galerie hinter blauem Geländer – eine Sanierung mit Sinn für den Geist alter Gebäude. Der Verein Kulturmühle e.V. kümmert sich jetzt ums kulturelle Innenleben der Mühle. Lage und Einrichtuüg derMühle haben dem Verein eine neue Art beschert, hier gastierende Künstler in klammen Zeiten zu entlohnen: Sie dürfen als Gegenleistung einige Tage die beiden Obergeschosse bewohnen und hier Ferien machen. Höhepunkt: Ein Bad in der Wanne mit Blick durch das Dachfenster in den Sternenhimmel. „Künstler wie Daniel Minetti könnten wir nie bezahlen, gesteht Axel Brode, „aber die Mühle als Feriendomizil – das hat auch ihn gelockt.“ Künstler und auch Zuschauer folgten bei den Veranstaltungen vor der offiziellen Eröffnung meistens einer persönlichen Einladung. „Kamenz und Pulsnitz sind kein leichtes Pflaster für Kultur“, sagt Brode, unsere Gäste kommen vor allem aus Dresden.“ Auch deshalb will sich die Kulturmühle beim Bischheimer Dorffest engagieren. Und allen sei gesagt: Keine Angst. Weder Jäger noch Brode sind böse Teufelsmüller. Auch von verhökerten Töchtern war noch keine Rede. Im Gegenteil: Die Haupteinnahmen bringen derzeit Vermietungen für Hochzeitsfeiern. Und das Bischheimer Standesamt traut die Paare unter dem Leuchter in der Mühle.