Von Bernd Goldammer
Jazz-Frühstück am Sonntag ausverkauft / Am 19. Mai gibt’s eine Wiederholung
So früh und schon so begeistert? Freudentrunken in Bischheim, das hatte am Sonntagvormittag beim schon Tage zuvor ausverkauften Jazz-Frühstück in der Kulturmühle nur wenig mit hochprozentigen Getränken zu tun. Die Experten waren sich schnell einig: „Das kommt vom Jazz“.
Mit Keyboarder Rolf Schinzel und Drummer Joachim Gang hatte Mühlenwirt Jens Reuter Spitzenmusiker engagiert, das war bereits nach den ersten Takten der Begrüßungsmusik klar. Stefan Reher, in der Mühle eher als Schauspieler und Regisseur bekannt, gab hier nun tiefe Einblicke in seine musikalische Ambitionen. Sein Gesang ließ spüren: In dieser Musikrichtung ist sein Herz zu Hause. Evergreen folgte auf Evergreen. In solch einer Besetzung auf so engem Raum sind es neben der persönlichen Ausstrahlung auch die Finessen der Arrangements, die den Groove ausmachen. Wer sich umsah, stellte schnell fest: Im Publikum saßen viele versierte Jazz-Fans. Die nehmen jede Feinheit wahr. Dass die meisten nicht gleich von Anfang an mitsangen, lag daran, dass auf dem Büfett natürlich einige besondere Leckerbissen lagen. Spätestens bei „Alexanders-Regthime- Band“, einem legendären Dixiland-Titel, der perfekt auf die Trio-Version zugeschnitten war, wurden dann schon mal einige Schinken-Rühreier kalt. Weil mitsingen eben noch mehr Genuss brachte. Nicht anders beim Berliner Jazz. Aus Brechts Dreigroschenoper kam Macky Messer zu Ehren.Jetzt wurden auch im Publikum leidenschaftliche Temperamente erlebbar. Und wenn’s mal nicht mit der Stimmlage eines Stefan Reher zusammenpasste, auf einen verständnisvollen Blick des Mühlenwirtes konnte man immer hoffen. Dem war die Freude an diesem Tag sowieso ins Gesicht geschrieben.
„Wir hatten doppelt so viele Kartenbestellungen wie Plätze“, erzählt Kulturmüller Jens Reuter im SZ-Pausengespräch. „Viele Anfrager der letzten Minute gingen leider leer aus“. Das hat ihn bewegt. Am 19. Mai gibt es deshalb eine Wiederholung dieser Veranstaltung. Auf Veranstaltungs-Idee sei er in seinem letzten Irland-Urlaub gekommen, erzählte Teuter. Dort sei das Tradition. Sein Gespür sagte ihm damals: „Das läuft auch zu Hause“. Wie richtig, aus allen Himmelsrichtungen kamen die Gäste. Erika und Siegmar Schöne aus Bautzen fahren zu Spitzenveranstaltungen gern mal etwas weiter weg. Sie genießen die Anonymität fernerer Orte. „Von der Bischheimer Kulturmühle haben wir durch die Lausitzseite der SZ erfahren. Da war alles schon verlockend beschrieben“, erzählte Erika Schöne. „Das wollten wir erleben. Gut dass wir Karten bestellt hatten“, freute sie sich.
Nach der Pause ging das Frühstück in einen zünftigen Jazzfrühschoppen über. Die Begeisterung stieg mit jedem Titel. Auch nach zwei Stunden, folgte noch Zugabe auf Zugabe.